Sowjetische Schachschule[ edit ]

Sowjetische Schachschule bezeichnet einerseits die Gesamtheit der von der Sowjetunion hervorgebrachten Schachmeister und die von ihnen erarbeiteten Erkenntnisse, andererseits das in der Sowjetunion praktizierte System der Talentförderung im Schach. Der Begriff ist ideologisch besetzt und wird heute zum Teil nicht mehr gern gebraucht, sondern man spricht z.B. lieber von der russischen bzw. ukrainischen Schachschule oder verknüpft die Schachschulen mit ihren Leitern, wie etwa die Botwinnik-Schachschule in Moskau. Zwischen den einzelnen Schulen und Trainern gab es dabei starkes Konkurrenzdenken. Daher betonen noch heute viele der Spieler, in welcher der verschiedenen sowjetischen Schachschulen sie ausgebildet wurden.

In den 1920er Jahren wurde Schach unter aktiver Förderung der herrschenden KPdSU zum Volkssport. Als Vorbild galt dabei unter anderem Michail Tschigorin. Ausgehend von einem Zitat Lenins: Schach ist Gymnastik des Verstandes sah man darin ein Mittel, das intellektuelle Niveau der Bevölkerung zu heben. Starke Spieler wurden vom Staat bezahlt, genossen hohes Ansehen und konnten sich voll dem Schach widmen. Einige, wie Anatoli Karpow, bekleideten auch politische Ämter.

Meilensteine der Entwicklung waren die Ausrichtung bedeutender internationaler Turniere (Moskau 1925 und 1936) und der Gewinn des Weltmeistertitels durch Michail Botwinnik 1948.
In der Folgezeit (bis 1972) war dieser Titel fest in sowjetischer Hand und wurde während des Kalten Krieges zu einem Prestigeobjekt. Auch die Schacholympiaden wurden über Jahrzehnte von der sowjetischen Mannschaft dominiert.

Nur die besten Spieler, die gleichzeitig ein Mindestmaß an politischer Zuverlässigkeit besaßen, durften im westlichen Ausland spielen. Durch die große Zahl guter Spieler waren aber auch die nationalen Turniere sehr gut besetzt. Die Landesmeisterschaft und die Stadtmeisterschaften großer Städte wie Moskau oder Leningrad waren hochkarätiger besetzt als die meisten internationalen Turniere.

In der Sowjetunion erschienen zahlreiche Publikationen zum Schach, insbesondere zur Eröffnungstheorie. Robert James Fischer brachte sich selbst Russisch bei, nur um die Partien und Analysen der sowjetischen Spieler studieren zu können. Manches wurde aber auch geheim gehalten, so spielte Botwinnik einige Trainingswettkämpfe, die erst Jahrzehnte später veröffentlicht wurden.

Talentierte Jugendliche wie beispielsweise Boris Spasski oder später Anatoli Karpow wurden bereits früh gefördert, erhielten hauptamtliche Trainer zur Seite gestellt und waren daher besser ausgebildet als westliche Spieler. In den 1970er Jahren wurden die begabtesten Junioren, wie etwa Garri Kasparow, von Exweltmeister Botwinnik betreut. Auch Wladimir Kramnik gilt noch als Produkt dieser Talentschmiede.

Literatur

  • Alexander Kotow und Michail Judowitsch: Schach in der UdSSR, Verlag Harri Deutsch, Thun 1982. ISBN 3-87144-400-6


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